Hey Leute, ich habe heute einen kleinen Artikel für Euch zum Thema Portfolio-Buch. Nun fragen sich vielleicht ein paar von Euch, was genau das eigentlich ist oder wozu man das braucht, daher nehme ich eben ein paar Kleinigkeiten vorweg.
In klassischen Künstlerkreisen wird ein Portfoliobuch verwendet, um potenziellen Klienten einen guten Eindruck der eigenen Arbeit zu geben. Dabei sollte es die besten Arbeiten des Künstlers umfassen. Es ist sowas Ähnliches wie eine Bewerbungsmappe für Kunsthochschulen oder dergleichen. Allerdings ist es natürlich in Zeiten von Instagram und Homepagebaukastensystemen augenscheinlich nicht mehr so wichtig wie früher, oder so zumindest die Annahme, welche doch weit verbreitet ist.Das ist allerdings meiner Erfahrung nach nicht korrekt.
Professionelles Auftreten bei Klienten:
Ich habe schon oft, mein Portfoliobuch mitgenommen, wenn ich auf Messen gearbeitet habe und an den Ständen meiner Sponsoren Haida Deutschland und FLM ausliegen lassen. So kommt man in Gespräche mit Kunden und anderen Industriekontakten, denn die physische Form der eigenen Bilder hat eine ganz eigene Magie und Plastizität, die Internet und Digitalformen nicht haben. So habe ich mit späteren Klienten das erste Gespräch gehabt eingeleitet über genau so ein Portfolio Buch, meine Sponsoren von Haida mochten mein Buch sogar so gerne, dass Sie mir eines abgekauft haben, um es auf chinesische Messen mit zu nehmen und dort anhand meiner Bilder ihre verschiedenen Filter erklären. Ich nehme mein Buch auch immer zu verschiedenen Treffen mit potenziellen Klienten mit. Es macht einfach mehr her als nur das iPad mit ein paar digitalen Bildern und hinterlässt einen professionellen Eindruck.
Doch auch für nicht Profis sind diese Bücher sehr wichtig, denn noch bevor ich Profi wurde, habe ich immer wieder Drucke gemacht, um meine eigenen Arbeiten an der Wand und in der Hand zu haben. Es gibt kein befriedigenderes Gefühl, als das Endergebnis der harten Arbeit, welche in ein Bild geflossen ist, im Druck vollendet zu sehen. Und in einem Portfolio Buch bekommt man nicht nur ein Bild, sondern direkt eine ganze Reihe, je nach dem wie viel man investieren möchte. Ich kann es daher nur empfehlen.
Nun ein kleiner Disclaimer, nachdem ich bereits 3 Portfolio-Bücher bei Saal-Digital habe drucken lassen. Bekam ich vor einiger Zeit eine Mail , ob ich nicht die neue Professional Line testen wollen würde. Dafür bekam ich einen Gutschein für 100€ – so viel sei gesagt!
Zum Fotobuch selbst:
Nun hatte ich bisher nur die normalen Fotobücher drucken lassen, alle drei im Format 28×21 – also ungefähr 3:2. Bisher habe ich auch nichts vermisst, aber die Gelegenheit wollte ich dann doch nutzen, hatte ich doch meine alten verschenkt und das letzte eben verkauft. Eine super Gelegenheit ein Update anzulegen und meine neusten Arbeiten ein mal zu sammeln und drucken zu lassen!
Nun ist die Professional Line sehr optionsgeladen und es gibt einige kreative Möglichkeiten, die in der hauseigenen Desgin-Software verwendbar sind – Seitentemplates und der gleichen sind schnell gemacht. Das ganze funktioniert intuitiv und geht leicht von der Hand. Ich fand es lediglich ärgerlich, dass es keine automatischen Seitenzahlen gibt und das Programm nicht auf etwa das Typekit von Adobe zugreifen kann und nur wenig Schriftarten hat, die teils etwas altbacken wirken.
Ich entschied mich für 50 Seiten, um in der Lage zu sein noch ein paar ältere Aufnahmen mit zu integrieren. Für das recht simple Design – meist nur 3:2 Aufnahmen mit etwas weißem Rand im 30x21cm Format, brauchte ich etwa 1,5h Zeit. Wesentlich länger benötigte ich natürlich für die Bildauswahl, da diese sehr gut überlegt sein muss und sehr lange dauern kann.
Ebenso zögerte ich etwas bei dem Einband – was sicherlich auch berechtigt war, wie ich im Nachhinein feststellte. Es gibt mit den Optionen ein Bild im Acryl-Druck als Cover zu nehmen, oder verschiedene Einbände einige Möglichkeiten: Leder, Leinen und Holzoptik. Allerdings konnte ich keine Möglichkeit finden etwa ein Logo oder ähnliches auf den Einband drucken zu lassen, etwa ein Edging für das Leder, sodass ich mein Logo und meinen Namen auf dem Cover hätte eingravieren lassen können – etwas das ich nur zu gerne gemacht hätte. So entschied ich mich für die Acryl-Version.
Zudem hatte ich nachdem ich die Bilder alle noch ein mal extra in Photoshop runtergerechnet hatte auf die spätere Größe und sie nachgeschärfte, noch einen kleinen Emailabtausch mit der Tech-Abteilung. Auch hier keinerlei Probleme, meine Fragen wurden restlos beantwortet in einem angemessenen Zeitrahmen.
Ich bestellte also das Buch.
Produkt Eindrücke:
Ein paar Tage später erreicht mich das gute Stück auch schon. Ich blätterte durch das Buch und war von der Wertigkeit des Papiers sehr angetan. Ich wähle bei Büchern und den meisten Drucken glänzendes Papier und auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Ich würde schätzen es ist locker 180g/m² schwer und sehr wertig. Die Farbwiedergabe kann zwar nicht mit Hahnemühle oder anderen High-End Papieren mithalten, was in einigen Rottönen auffällt, allerdings ist das schon Jammern auf sehr hohem Niveau. Ich habe mir vor dem Druck das ICC-Profil heruntergeladen und einige, kritische Bilder durch den Softproof Vorgang getestet. Die meisten sahen einwandfrei aus, nur in seltenen Fällen waren Farben außerhalb des Farbraumes. Das Trägermaterial ist also schon sehr gut. Es gibt bei den ungefähr 60 Bildern nur 4 deren Farben mir nicht wirklich gefallen, allesamt im Rot / Orange Bereich. Einige Aufnahmen, welche ich zu Testzwecken, und weil sie unkomplizierter vom Farbmanagement sind, nicht softproofte, sehen auch ohne nahezu un-unterscheidbar zur digitalen Version aus.
Die Haptik des Buches, ein Faktor der nie zu vernachlässigen sein sollte, ist auch sehr gut. Das Gewicht ist angenehm schwer durch die dicken Seiten und das Acryl Cover. Allerdings habe ich zwei design-technische Anmerkungen, welche mich doch etwas verduzten.
Das erste ist die Tatsache, dass Seite 1 in der Tat der Einband des Buches ist, also direkt auf dem was normalerweise Seite 0 wäre, ein Bild abgebildet ist, und die letzte Seite ebenso in den Einband eingeklebt wurde. Da ich annahm, dass nur normale Seiten auch wirklich bedruckt würden, habe ich einfach alle 50 Seiten bedruckt. Das wirkt im fertigen Produkt allerdings durch die Erhebungen des Einbands eher befremdlich. Ich würde daher empfehlen die Seiten leer zu lassen – mich verwunderte es etwas, denn für mich erschien es logisch, dass der Einband mit einer weißen Papierseite verklebt und ohne Druck geliefert werden würde.
Die zweite Sache ist, dass das Cover für mich nicht so ganz zu dem Rest des Einbandes passen möchte. Die Kombination aus schwarzem Leder und Acryl habe ich mir etwas organischer vorgestellt, allerdings ist auch der direkte Übergang in der Haptik etwas holprig, da das Acryl dicker ist als der Ledereinband; eine Kleinigkeit, aber bei einem nicht unberechtigten, jedoch stattlichen Preis eine Anmerkung wert. Ich würde mich wohl das nächste Mal eher für einen simplen Ledereinband ohne Acryl entscheiden – am liebsten mit einer Gravur im Leder – falls es die Option bis dahin gibt. Aber eines muss ich Saal Digital zu Gute halten, so gibt es sogar für das Acryl Cover eine eigene ICC-Profil Möglichkeit. In diesen, speziellen Belangen, wird Fotografen wirklich jedes Bisschen Handhabe gelassen.
Bisher konnte ich das Buch dank der Covid-19 Pandemie keinen Kunden und Klienten zeigen, aber das ist ja nur eine Frage der Zeit. Dennoch, wenn mein enger Zeitplan, wie er eigentlich hätte sein sollen mit Workshops und Messeterminen im April und Mai, auch so gekommen wäre, hätte ich das neue Portfoliobuch vielleicht auch einfach vor mir her geschoben, was sich auch schlecht hätte auswirken können.
Kreatives Experimentieren:
Ich würde auf jedem Fall allen Leuten empfehlen sich Gedanken zu machen, ob nicht ein Fotobuch genau das richtige ist, sich mal mit seinen eigenen Aufnahmen zu beschäftigen und zu schauen, welche Bilder man drucken möchte und warum eigentlich genau eben diese. Ich habe z.B. festgestellt, dass nur eine richtige Nachtaufnahme in mein Buch Eingang erhalten hat, was mich dann doch etwas überraschte als ich das Endprodukt noch einmal durchging.
Außerdem kann es sehr hilfreich sein, sich selbst mal Gedanken zur Anordnung und Kombination von verschiedenen Bildern zu machen, denn so lernt man auch etwas über allgemeines Arrangement von Bildern (etwas, dass ich dankenswerter Weise schon an der Uni lernte) und auch ihrer Präsentation. Etwas was zum Beispiel späteren Ausstellungen und Design von Artikeln oder Büchern praktisch ist. Dort erste Erfahrung mit einem Fotobuch zu sammeln ist sicherlich eine gute Idee.
Vielleicht habt auch Ihr nun ein wenig Zeit selbst mal ein Buch zu entwerfen, falls Eurer Gym zu hat, die Band gerade nicht proben kann, oder die Kinos eben noch geschlossen sind. Eure Fotografie wird es Euch auf jeden Fall danken.